Der Erdkunde Leistungskurs 2 des Stamas unternahm am 17. Oktober 2018 gemeinsam mit Herrn Diether eine Exkursion zu einem Milchviehbetrieb […]und einem Weingut im rheinhessischen Bodenheim, um die Unterrichtsinhalte zur Landwirtschaft auch in der Praxis zu vertiefen. Nach der Zugfahrt nach Bodenheim starteten wir den Tag bei Gill´s Weidenhof mit einem gemeinsamen Frühstück mit frischer Milch von den betriebseigenen Kühen. Währenddessen erläuterte Hofbesitzer Hans-Christoph Gill die unternehmerische Struktur und Idee des Hofes. Sein Hof vereint neueste digitale Verfahren der Milchviehhaltung mit einer traditionellen Tierhaltung. Ohne Internet und Smartphone funktioniert im Alltag von Familie Gill und ihren Kühen also nichts! Zu Beginn der Hofbesichtigung lernten wir die unterschiedlichen Futtermittel und deren Lagerung kennen. Dabei stellte sich heraus, dass die Futtermittellagerung gar nicht so einfach ist wie gedacht, da Unachtsamkeiten den Futtermittelbestand für ein ganzes Jahr zerstören können. Weiter ging es zu den Einzelhütten der Kälber. Bis zum Alter von 2 Wochen befinden sich die Kälber in einzelnen kleinen Ställen, um die Sterberate möglichst gering zu halten. Danach ziehen sie in die große Halle, dem „Kälberkindergarten“, wo sie das erste Mal auf andere Kälber treffen. Dabei kann es schon mal lauter werden, da sie sich erst mal an die neue Umgebung und die anderen Kälber gewöhnen müssen. Hans-Christoph erklärte uns auch, dass die Hörner der Rinder aufgrund der hohen Verletzungsgefahr bei Mensch und Tier im jungen Alter vom Tierarzt entfernt werden.
In der großen für Besucher jederzeit zugänglichen Halle befindet sich auch der Jungviehbereich. Jedes Rind trägt einen Transponder um den Hals, der Bewegung und Nahrungsaufnahme registriert und die Daten an den Landwirt schickt. So können Gesundheitszustand und Produktivität der Kühe überwacht werden und bei Abweichungen schnell reagiert werden. Im Stall stehen auch ältere Rinder, die jederzeit selbst den vollautomatischen Melkstand aufsuchen können.
Anschließend haben wir die Melkstation erkundet, die die Milchleistung jeder Kuh an den Landwirt übermittelt. Dabei haben wir erfahren, wie wichtig die Desinfektion der Geräte ist, um eine gleichbleibende Qualität der Milch zu garantieren Auch für kranke, schwangere und alte Kühe ist gesorgt, sie kommen in den „Reha-Bereich“, wo sie sich bei mehr Ruhe erholen können. Neben einem hohen Grad der Digitalisierung geht Gill`s Weidenhof noch einen weiteren Schritt Richtung zukunftsfähiger Betriebsführung. An der hofeigenen Milchtankstelle kann man sich rund um die Uhr Milch zapfen.
Hofbesitzer Hans-Christoph gewährte uns einen tiefen und sehr interessanten Einblick in das Arbeiten eines Milchbauern, der sich den Herausforderungen von politischen Vorgaben, Verbraucherwünschen und zukunftsfähiger Betriebsführung stellen muss. So war es unserem Kurs auch ein besonderes Anliegen über Landwirtschaftspolitik auf nationaler und europäischer Ebene zu sprechen.

Nach einer kurzen Mittagspause liefen wir dann durch Bodenheim in die Weinberge, wo wir uns mit Winzer Dominic Leber vom Weingut Kastanienhof trafen. Zuerst erklärte er uns die unterschiedlichen Rebsorten, die verschiedenen Bodentypen und Klimabedingungen vor Ort. Anschließend erfuhren, wir, wie sich der Weinbau in Zeiten des Klimawandels verändert und welche Herausforderungen aber auch Chancen dieser Umstand bietet. Auf unserem Weg ins Weingut klärte uns Herr Leber über die spezifischen Standortbedingungen einzelner Hanglagen auf und gab nebenbei eine kurzen Einblick in die geologische Entwicklung Rheinhessens. Auf seinem Hof zeigte er uns die verschiedenen landwirtschaftlichen Geräte für den Weinanbau und die Weinlese wie die Kelter und die Lesemaschine. Außerdem erläuterte er uns die Funktionsweise der Füllmaschine, mit der der Wein in die Flasche gelangt. Anschließend machten wir eine Tour durch das Weingut und schauten uns den Weinkeller an, in dem die Weine in Stahlfässern gelagert werden. Seine Rotweine lagert Winzer Leber in Barrique- Fässern, da die jeweilig verwendete Holzart ein einzigartiges Aroma abgibt und für eine besondere Geschmacksnote des Rotweins sorgt. Im Anschluss durften wir auch noch Weißweine in der Vinothek probieren. Dabei hatten wir Gelegenheit, uns über Landwirtschaftspolitik und Subventionen bzw. Prämien für Landwirte zu unterhalten und kritisch zu hinterfragen.

Die Exkursion war äußerst aufschlussreich und ermöglichte uns, Agrarproduktion und Agrarpolitik aus der Sicht der Produzenten zu betrachten und nun manche Entwicklung in der Landwirtschaft differenzierter zu betrachten. Wir bedanken uns, dass wir den Alltag des Milchbauern Hans-Christoph Gill und des Winzers Dominic Leber kennenlernen durften.

Celine Held und Luisa Kind