Am Montag, dem 16. Juni 2025, starteten unsere Demokratietage mit dem Schwerpunkt Sozialkunde unter dem Leitthema „Flucht und Vertreibung als kommunale und europäische Herausforderung“.[…]In einer kritischen Auseinandersetzung mit den Ursachen und rechtlichen Grundlagen von Flucht und Migration erhielten wir zunächst eine fundierte Einführung in zentrale Begriffe wie Asylrecht, die Genfer Flüchtlingskonvention, Push- und Pull-Faktoren sowie die EU-Massenstromrichtlinie. Im Anschluss daran durften wir Herrn Eleyow bei uns begrüßen. Er arbeitet bei der Agentur für Arbeit und war der ehemalige stellvertretende Vorsitzender vom „Beirat für Migration und Integration Bad Kreuznach“ und gab uns einen eindrucksvollen Einblick in seinen Berufsalltag. In seinem Vortrag schilderte er die vielfältigen Aufgabenbereiche seiner Behörde und machte deutlich, mit welchen Herausforderungen Mitarbeitende in diesem Bereich täglich konfrontiert sind. Besonders spannend war es, aus erster Hand zu erfahren, wie komplex die Entscheidungen sind, die dort getroffen werden müssen – sei es im Umgang mit Geflüchteten, bei aufenthaltsrechtlichen Fragen oder in schwierigen Einzelfällen. Herr Eleyow sprach offen darüber, wie schwierig es war, mit den Herausforderungen zwischen rechtlichen Vorgaben, menschlichen Schicksalen und bürokratischen Hürden zu handeln. Der Vortrag regte viele von uns zum Nachdenken an, besonders, da Herr Eleyow uns alle aufforderte, das, was wir in sozialen Medien, politischen Talkshows oder in unserem eigenen Umfeld sehen und hören, zu hinterfragen. Dies können wir nun auf eine souveränere Art und Weise tun, da das Programm der Demokratietag zu Flucht und Migration uns mit Information und Sichtweisen ausstattete, die wir dank der Vorträge professioneller Personen, die wirklich in dem Berufsfeld Migration und Flucht arbeiten, erfahren haben. Aus meiner Sicht waren die Demokratietage ein gelungener Auftakt für unsere Auseinandersetzung mit den Themen Migration, Integration und gesellschaftliche Verantwortung, auf die ich mich ein weiteres Mal freuen würde.
Am zweiten Tag der Demokratietage hatten wir einige Referenten zu Gast, die uns das Thema Flucht und Migration aus verschiedenen Perspektiven näherbrachten. Gleich morgens um 8.30 Uhr besuchte uns die Leiterin der Stabsstelle für Vielfalt und Chancengleichheit in Ingelheim, Fr. Dr. Gilleebeert. Sie berichtete eindrucksvoll von den vielen Herausforderungen, mit denen Geflüchtete, aber auch besonders die Kommunen, die die Integration durchführen, in Deutschland konfrontiert sind. Besonders eindrücklich war zu hören, wie viele bürokratische Hürden und logistische Probleme die Kommunen haben, etwas, das viele von uns vorher nicht in diesem Ausmaß wussten. Im Anschluss folgte ein weiterer spannender Programmpunkt: Eine Referentin kam gemeinsam mit einer Praktikantin und einem jungen Geflüchteten namens Sina aus dem Iran. Frau Prott arbeitet für das Projekt „Aktiv für Flüchtlinge 2.0” der interkulturellen Gemeinde in Bad Kreuznach. Mit interaktiven Spielen, wie z. B. der Frage „Wohin würdet ihr fliehen, wenn in Deutschland Krieg wäre?“, regte sie zum Nachdenken an. Die Gründe für die Antworten – Sprache, Familie, Sicherheit oder auch das Gefühl der Fremde – führten zu tiefgründigen Gesprächen. Besonders bewegend war Sinas persönliche Geschichte. Aus religiösen Gründen musste er seine Heimat verlassen und erzählte offen von den Hindernissen auf seinem Weg. Man merkte deutlich, wie sehr seine Worte die Anwesenden berührt haben. Den Abschluss bildete eine offene Gesprächsrunde, in der Schüler*innen eigene oder bekannte Fluchterfahrungen teilten. Zwei Mädchen aus der Klasse 10a berichteten – eine sprach über eine geflüchtete Bekannte, die andere erzählte ihre eigene Geschichte aus der Ukraine. Insgesamt war der zweite Tag nicht nur informativ, sondern auch emotional und hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, über solche Themen zu sprechen und zuzuhören.
Am dritten und letzten Tag der Demokratietage durften wir das bisher Gelernte in einem Rollenspiel selbst praktisch umsetzen und umgesetzt sehen. Jedem Teilnehmenden wurde eine Rollenkarte zugewiesen, die beschrieb, welche Interessen man entweder als EU-Mitgliedsstaat oder als Mitglied der Europäischen Kommission zu vertreten hatte. An unsere Gruppenstärke angepasst spielten wir das Planspiel mit zwölf Staaten und einer Kommission mit jeweils ungefähr drei Mitgliedern. Das Ziel des Spiels war es, zu einer gemeinsamen Resolution, die Migrationspolitik der EU betreffend, zu kommen. Dafür galt es zunächst, in mehreren Verhandlungsrunden für die einem zugewiesenen Interessen eine Mehrheit an Unterschriften zu gewinnen. Die Kommission, die selbst nicht mitunterschreiben durfte, hatte eine vermittelnde Rolle und leitete die Verhandlungen. Als sich genügend Mehrheiten gefunden hatten, kam es im letzten Teil des Planspiels zu einer Abstimmung über die Resolution als Ganzes, die dann alle Vorschläge, die eine Mehrheit gewonnen hatten, beinhaltete. Das Schwierige an dieser Abstimmung, bei der die Staaten entweder mit „Ja“, „Nein“, oder „Enthaltung“ abstimmen konnten, war die Vorgabe, dass kein einziger Staat mit „Nein abstimmen durfte, sonst seien die gesamten Verhandlungen gescheitert. Es bedurfte also noch einiger Diplomatie, bevor wir die Resolution glücklicherweise durchsetzen konnten. Ich denke, dieses Rollenspiel hat es uns erlaubt, ein viel tiefgreifenderes Verständnis für die Schwierigkeiten, die Verhandlungen in der EU an sich haben, sowie auch ein Gefühl für die verschiedenen, teilweise von sich widerstreitenden regionalen und kulturellen Interessen geprägten, Standpunkte und Argumentationsweisen zum Thema Flucht und Migration zu gewinnen.
Paula Leusch, Matilda Ngahan, Mariam Ali, Fr. Seibert


