Altsprachlicher Zweig

Latein ist eine heute nicht mehr gesprochene Sprache; deshalb wird der Unterricht – anders als in den neueren Fremdsprachen – in der Muttersprache geführt.
Im Mittelpunkt des Unterrichts stehen das Übersetzen und Analysieren lateinischer Texte:

  • im Anfangsunterricht: Texte des Übungsbuchs, die in einer dem Alter der Schüler angemessenen Weise grundlegende Informationen aus der griechisch-römischen Antike enthalten,
  • nach 3 – 31/2 Jahren:  ausschließlich Originaltexte lateinischer Dichter, Staatsmänner, Geschichtsschreiber, Philosophen etc.

Die lateinischen Texte werden aus der Fremdsprache in die Muttersprache übersetzt. Das bedeutet auch eine methodische Variation zum Englischunterricht. Da das Sprechen in der Originalsprache nicht zentraler Inhalt ist, gibt es keine Sprach- bzw. Sprechbarrieren.

Welche Fähigkeiten und Fertigkeiten werden durch das Übersetzen und Analysieren lateinischer Texte ausgebildet?

Das genaue Übersetzen und Analysieren lateinischer Texte

  • vermittelt ein vertieftes Verständnis für den inneren Aufbau und das System einer Sprache.
  • bietet eine nützliche Grundlage für das Erlernen anderer Fremdsprachen: Lateinisch ist die „Muttersprache“ der romanischen Sprachen wie Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Rumänisch; selbst der Wortschatz des Englischen ist zu etwa 60 % lateinischer Herkunft.
  • erleichtert das Verständnis und den Umgang mit den Fachsprachen der Wissenschaften, die vorwiegend Wörter und Ausdrücke lateinischer Herkunft verwenden – eine wertvolle Hilfe gerade zu Beginn eines wissenschaftlichen Studiums wie Medizin, Pharmazie, Jura, Naturwissenschaften, Philologie, Geschichte, Theologie.
  • erzieht zu Geduld, Genauigkeit, Konzentration – unerläßliche Eigenschaften für fast jeden Beruf.

Das detaillierte inhaltliche Analysieren lateinischer Texte

begünstigt die Leistungsfähigkeit in Fächern, in denen das Verstehen eines Textes häufig die Grundlage des Unterrichtsgesprächs bildet, wie z.B. in den Fächern Deutsch, Geschichte, Sozialkunde, Religion/Ethik (in den Naturwissenschaften die Lehrbuchtexte, in der Mathematik die Textaufgaben)

erleichtert im Studium das Verständnis jeder Art von Fachliteratur

fördert systematisches Arbeiten und Lernen

Das Umsetzen des lateinischen Textes in eine angemessene deutsche Formulierung

übt den Gebrauch der eigenen Muttersprache. In der ständigen Gegenüberstellung von Fremd- und Muttersprache wird sich die Schülerin und der Schüler der Ausdrucksmöglichkeiten des Deutschen bewusst; Sie erweitern zudem den muttersprachlichen Wortschatz und sie  lernen so, sich im Deutschen  besser auszudrücken.

Das Deuten (Interpretieren) der lateinischen Texte

  • konfrontiert die Schülerinnen und Schüler mit Erfahrungen, Lebensbildern, Denkmodellen, die die europäische Geistesgeschichte und damit unsere heutige Kultur wesentlich mitgeprägt haben. So fördert der Lateinunterricht das Verständnis für historische Zusammenhänge und für die eigene Gegenwart (z.B. Individuum und Gesellschaft, Macht und Recht, Gesellschaft in der Krise, Grundformen menschlichen Verhaltens, Freiheit und Gebundenheit, Krieg und Frieden).
  • ermöglicht das Verständnis für römische Relikte in unserer Region, z.B. der Ausoniusstraße, ebeso wie Relikte in anderen Ländern und Nachahmungen in der Moderne, z.B. in den USA, in der Kuppel des Kapitols in Washington D.C.

  • fordert die Schülerinnen und Schüler zur kritischen Auseinandersetzung mit dem dargebotenen Gedankengut heraus und  regt sie an, eine eigene Position zu beziehen und diese begründet zu vertreten.
  • befähigt sie, textgebundene Informationen ihrer Zeit (z.B. Reklametexte, Zeitungsartikel, Reden von Politikern) kritisch zu analysieren, zu durchschauen und weniger leicht manipulierbar zu werden.

Das Fach Latein ist also kein reines „Zubringerfach“ für ein spezielles Studium wie etwa Theologie, Geschichte, romanische Sprachen u.ä., sondern ein echtes Mehrzweckfach zur Vermittlung von Schlüsselqualifikationen. Je länger die lateinische Ausbildung, desto größer der Effekt!

Über Ihre Fragen und Anregungen freut sich die Fachschaft Latein am Stama. Ansprechpartnerin ist Frau Scheib.  Mailen Sie uns: mscheib(at)stamaonline.de

7 Argumente

1. In Latein werden Grundlagen gelegt

 Für  systematisches Lernen und Arbeiten:

Von Anfang an erfahren die Kinder, dass man bei Latein nicht einfach drauflos stürmen kann, sondern Sätze strukturiert werden müssen. So werden Schüler/innen  auch zum Analysieren und Ordnen herangeführt, Konzentration wird trainiert.

Für Genaues Lesen

… denn ein Buchstabe macht den Unterschied: vita = das Leben  ó vina = die Weine

Lernen lernen

Unsere modernen Lateinbücher enthalten Methodenmodule, um das Lernen zu lernen.

Für Fremdsprachen

60% des englischen Wortschatzes stammen aus dem Lateinischen. Für Spanisch, Portugiesisch, Italienisch, Rumänisch und Französisch ist Latein die „Mutter“. Sie leiten sich also direkt vom Lateinischen ab.

Für Grammatikkenntnisse auch im Deutschen

Lateinische Texte beginnen mit Ein-Wort-Sätzen und bauen dann Lektion für Lektion nacheinander die einzelnen Satzteile und Wortarten auf.
Dadurch baut sich auch für das Deutsche langsam und nacheinander ein Grammatiksystem auf.

2. Fremdwortkenntnisse werden stark verbessert

… da der Großteil unserer Fremd- und Lehnwörter direkt oder indirekt aus dem Lateinischen oder Griechischen stammt.

Bereich Beispiele Beispiele
Technik Computer

computare: ausrechnen

Video

videre:  sehen

Gesellschaft Demonstration

demonstrare:  zeigen

sozial

socius: Kamerad

Mathematik Addition

addere: hinzufügen

Dividieren

dividere: teilen

Medizin Fraktur

frangere: brechen

Kur

cura: die Pflege

Namen Beate

beatus: glücklich

Justus

iustus: gerecht

Politik Minister

minister: Diener

Präsident

praesidere: leiten

Recht Jurist

ius: das Recht

legal

lex: das Gesetz

3. Latein schärft das Sprachbewußtsein in Deutsch

… für die Ausdrucksfähigkeit wie für das Textverständnis, denn ein wichtiges Unterrichtssziel ist die Übersetzung in gutes Deutsch. So wird bei jedem zu übersetzenden Satz überlegt, was der Autor mit dem Satz aussagen will und wie man dies adäquat im Deutschen wiedergeben kann.

4. Der Lateinunterricht ist ein Blick in die europäische Vergangenheit:

Seine Zukunft findet, wer seine Wurzeln kennt. Griechisch-römische Mythologie gehört genauso dazu wie die Geschichte des römischen Reiches, die Art römsicher „Besatzung“ in unserem Gebiet hier und die Auswirkungen, die wir bis heute erleben.

5. Im Lateinunterricht diskutieren wir die Grundprobleme menschlichen Lebens.

Griechische Philosophen „erfanden“ die Naturwissenschaften und legten die Basis für unsere rationale Weltsicht. Unendlich viel verdanken wir Thales, Pythagoras, Demokrit, Sokrates, Platon, Aristoteles, … Römische Autoren wie Cicero und Seneca basieren auf diesen. Diese Themen werden naturgemäß eher in der Oberstufe behandelt.

6. Latein ist eine Voraussetzung für viele Studienfächer

7. Lateinunterricht macht Spaß – auch durch moderne Bücher und neue Methoden.

1. Wir erlernen mit der lateinischen Sprache viel Sach- und Hintergrundwissen, das mit unserer heutigen Erfahrungswelt kontrastiert wird.

Die Kapitel des ersten und zweiten Schuljahres handeln von:

  • Römischer Alltag  auf dem Land und in der Stadt
  • Schule in Rom
  • Handel und Politik
  • Götter
  • Gladiatoren
  • Sagen
  • Römische Geschichte

2. Wir nehmen uns Zeit für Systematik. Dazu gehört z.B.

  • dass wir die Sätze mit Zwei-Wort-Sätzen beginnend langsam aufbauen
  • dass vom Prädikat aus die Struktur des Satzes erfragt wird
  • dass wir dadurch lateinische Fachtermini für die grammatische Begriffe (z.B. Subjekt, Attribut, Adverbiale) trainieren
  • dass die Lerninhalte kindgerecht aufbereitet sind
  • dass wir verschiedene Lernmethoden kennenlernen

3. Zum behutsamen Vorgehen gehört, dass pro Kapitel nur etwa 12 – 14 Vokabeln gelernt werden müssen.

4. Unser Lehrbuch Campus enthält zudem viele Methodik-Seiten, die das Lernen-lernen erleichtern.

Bilder entnommen aus Campus A, Bamberg 2012, Textband S. 31f. , Begleitband S. 48

Wer mit Englisch als erster Fremdsprache begonnen hat, wählt für die zweite Fremdsprache zwischen Französisch und Latein.

Latein ist in besonderem Maße für Kinder mit eher mathematisch-naturwissenschaftlichen Fähigkeiten geeignet sowie für Kinder, denen das aktive Sprechen und Schreiben in der Fremdsprache weniger liegt.

Inhalte des Unterrichts:

Wir lernen zunächst den Alltag der Familie Ciceros kennen, vorwiegend aus der Sicht seines Sohnes. Die Inhalte und Zeichnungen sind historisch belegt und in besonderem Maße altersgerecht verwendet. Unser Buch „Adeamus“ geht hier neue Wege.

Eine weitere Besonderheit ist, dass der Wortschatz durch einen Extraseite erarbeitet wird und auch die Grammatik durch verschiedene Methoden eingeführt wird, bevor ein Übersetzungstext  folgt. Vielfältige Übungen dienen dem Eintrainieren der einzelnen Bestandteile.

Sachthemen der ersten beiden Lernjahre

  • Wichtige Orte in Rom: das Forum Romanum, die Subura, Thermen, Theater
  • Schule
  • Essen
  • Wohnen
  • Senatoren
  • Sklaven
  • Redekunst
  • Cäsar
  • Römische Sagen

Bild entnommen aus: Adeamus, München 2016, S. 27

1. Latein ab Klasse 5

Latein ist erste Pflichtfremdsprache; Englisch kommt in Klasse 6 als zweite dazu. In Klasse 8 kann zwischen Griechisch und französisch gewählt werden. Auch diese dritte Pflichtfremdsprache kann in der Oberstufe als Grund-und Leistungskurs gewählt werden.

2. Latein ab Klasse 6

In der 5. Klasse wurde mit Englisch begonnen. In der 6. Klasse können Latein oder Französisch als zweite Pflichtfremdsprache gewählt werden.

3. Latein ab Klasse 9 als freiwilliges zusätzliches Wahlfach

Der Kurs kommt nur bei genügend Interessenten zustande, unter Umständen auch in Kooperation mit einem der anderen Kreuznacher Gymnasien. Das Latinum kann bis Klasse 10 erreicht werden und Latein kann in der Oberstufe, also ab Klasse 11, abgewählt werden.

Latinum/Großes Latinum und Graecum

Dauer des Unterrichts Latein Griechisch
Von Jahrgangsstufe 5 oder 6 bis mindestens 10 einschließlich Latinum –––
Von Jahrgangsstufe 5 oder 6 bis 13 einschließlich Großes
Latinum
–––
Von Jahrgangsstufe 9 bis 13 Latinum –––
Von Jahrgangsstufe 9 bis 13 einschließlich
und Sonderprüfung
Großes
Latinum
–––
Von Jahrgangsstufe 8  bis 13 einschließlich ––– Graecum

Voraussetzung ist außerdem der Abschluss mit einer Note, die mindestens  „ausreichend“ (5 MSS – Punkte  in der Oberstufe) ist.

 

Siehe auch:

http://rfb.bildung-rp.de/fileadmin/_migrated/content_uploads/RLP_Latinum_Graecum_01.pdf

http://rfb.bildung-rp.de/fileadmin/_migrated/content_uploads/KMK_Latinum_Graecum_Beschluss_22.09._2005_01.pdf

Wer Lust bekommen hat, sofort in die Welt der Römer und Griechen einzutauchen, dem seien unsere Lektüreempfehlungen an’s Herz gelegt!

Reisetipps in die Antike – Tagesausflüge

Keine Pommes mit Ketchup! Kartoffeln und Tomaten waren im antiken Europa nämlich unbekannt. Was aßen die Römer? Und wie schmeckte das? Wie lebten Römer überhaupt? Um dies auszutesten, muss man keine Zeitreise antreten. In relativer Nähe gibt es viele lohnende Ziele dafür. Einige wenige seien hier kurz angerissen.

  1. Villa Borg bei Hennig – Baden und essen wie die Römer
  2. Römervilla Nennig/Perl
  3. Igeler Säule
  4. Das Landesmuseum in Trier
  5. Die Römerhalle in Bad Kreuznach
  6. Das Römisch-Germanische Zentralmuseum in Mainz (RGZM)
  7. Mainz: das Isis-Museum in der Römerpassage, die Relikte des römischen Stadttors auf der Kupferbergterrasse, das Schifffahrtsmuseum, das römische Theater
  8. Bingen: Museum am Strom (u.a. mit dem berühmten Ärztebesteck)
  9. Das Römisch-Germanische Zentralmuseum in Köln (RGZK)
  10. Die Saalburg nördlich von Frankfurt
  11. Belginum (an der Hunsrückhöhenstraße hinter Simmern)