Unsere Reise nach Brüssel begann am Mittwoch, den 19. April, um 5 Uhr morgens am Bahnhof in Bad Kreuznach. […]Von dort aus sind wir zunächst mit dem Regionalzug nach Mainz, dann mit dem ICE über Köln bis nach Brüssel gefahren. Schon gegen 10 Uhr konnten wir die europäische Metropole Brüssel erkunden. Wir bezogen unser Hostel im nordafrikanisch-orientalisch geprägten Molenbeek und machten uns auf den Weg zum ersten Programmpunkt, dem Besuch der Landesvertretung Rheinland-Pfalz. Der Fußmarsch führte uns über den Grande Place, dessen großartige geschlossene Architektur mit prächtigen Barockfassaden uns zeigte, dass wir in einer der großartigsten Städte Europas angekommen sind. Weiter ging es durch herrliche Parks und durchs Europaviertel, vorbei an all den Gebäuden der europäischen Institutionen, die wir in den nächsten Tagen kennenlernen sollten.
Um 14:00 Uhr hielten uns der Leiter der Landesvertretung und ein Mitarbeiter der Staatskanzlei einen Vortrag in der Villa, in der sich unsere rheinland-pfälzische Landesvertretung befindet. Mit Croissants, Schokobrötchen, Heiß- und Kaltgetränken versorgt, ließen wir uns vom Leiter der Landesvertretung, Dr. Hanno Pfeil, und dem zuständigen Spiegelreferenten für Innen- und Rechtspolitik, Herrn Dr. Andreas Riegler, über die Aufgaben der Landesvertretung und den Werdegang der Referenten kurzweilig informieren. Gegen 16:00 Uhr war unser Besuch leider schon vorbei, aber Herr Scherbel hatte noch ein weiteres Ziel: das „Maison Antoine“, eine der berühmten belgischen Pommesbuden, bei der sogar schon Angela Merkel während eines langen Brüsseler Sitzungstages eine Pause einlegte. Anschließend begann unsere Freizeit und alle machten sich auf in die Fußgängerzone, um den Abend entspannt ausklingen zu lassen.
Der Donnerstag war für die meisten zwar der anstrengendste, aber auch der inhaltlich dichteste und spannendste Tag unserer Brüsselreise. Er begann mit einem guten Frühstück im Hostel, danach machten wir uns auf den Weg mit der U-Bahn und dem Bus zum Hauptquartier der NATO. Vor dem Gebäude wurden wir darauf hingewiesen, dass es verboten ist, Fotos zu machen, sowohl außerhalb als auch innerhalb des Gebäudes. Nach einem Flughafen-Sicherheitscheck wurden wir in den Besucher- und Presseflügel des Gebäudes geführt. Während in Nebenräumen Briefings über den Ukrainekrieg gehalten wurden, präsentierte uns Herr Robert Doescher vom Auswärtigen Amt in einem offiziellen Konferenzraum geschichtliche Hintergrundinformationen und Strukturen innerhalb der NATO. Auch sein Werdegang war äußerst spannend, z.B. diplomatische Stationen in Damaskus, Teheran und Ramallah. Dies weckte Interesse für den Beruf. Ein paar letzte Blicke und ein paar letzte Fotos später waren wir schon wieder auf dem Rückweg in die Innenstadt Brüssels.
Das nächste Ziel war das Europaparlament, das neben seinem Hauptgebäude in Strasbourg auch in Brüssel einen Arbeitssitz hat. Celine Cramer, eine Mitarbeiterin aus dem Studenten-Praktikanten-Programm, präsentierte uns die Aufgaben und Arbeitsabläufe des Europaparlaments. Anschließend durften wir auch noch einen Blick in den Plenarsaal werfen. Neu für uns war, dass die Abgeordneten wegen der Nähe zu den anderen Institutionen mehr Zeit in Brüssel verbringen als in Strasbourg.
Unser voller Terminplan erlaubte es uns nicht, länger dort zu bleiben, denn um 16:00 Uhr erhielten wir bereits die nächste Führung, nämlich im Haus der europäischen Geschichte. Das Museum erzählt die Geschichte der europäischen Kulturen, Völker und Staaten von der Antike bis in die Gegenwart, eine Geschichte der Konflikte und Kriege, der Revolutionen und der Demokratie und schließlich der Vertrauensbildung und Kooperation im Staatenverbund der Europäischen Union.
Am Freitag ging es direkt nach dem Frühstück mit der Metro los in Richtung Europaviertel. Als Erstes stand ein Treffen mit dem Referatsleiter der Generaldirektion für Justiz und Verbraucherschutz, Florian Geyer, in einem Gebäude der EU-Kommission auf dem Programm. Zuvor hörten wir noch einen Kurzvortrag von einer Schülerin über die EU-Kommission, damit wir alle gut auf das Treffen vorbereitet waren. Dort angekommen, erzählte Florian Geyer uns nach einer kurzen Sicherheitskontrolle einiges über seine Arbeit und auch darüber, wie viele Angestellte die Kommission eigentlich hat, von denen man nichts durch die Medien mitbekommt. Wir erfuhren auch, was man unter der Rechtsstaatlichkeit versteht und welche Maßnahmen die EU ergreifen kann, wenn ein Mitgliedstaat gegen die Rechtsstaatlichkeit verstößt. Am Ende hatten wir die Möglichkeit, ihm Fragen über seine Aufgaben, die EU-Kommission allgemein und auch über politische Themen zu stellen.
Nach der kurzen Fragerunde ging es auch schon weiter zum Parlamentarium, dem museal aufbereiteten Besucherzentrum des Europäischen Parlaments. Dort konnten wir mit einem Audioguide viel über die Geschichte, die Arbeit, die Mitglieder und aktuelle Herausforderungen des Parlaments erfahren. Wir konnten uns Informationen anhören oder auch interaktiv Neues erfahren.
Anschließend hatten wir eine Stunde Mittagspause, in der wir alle etwas Leckeres gegessen und die Sonne genossen haben. Nach der Pause trafen wir uns auf einer großen Wiese vor dem Haus der Europäischen Geschichte, um bei dem schönen Wetter draußen einige der noch ausstehenden vorbereiteten Referate zu halten, denn jeder von uns hatte ein kleines Referat übernommen, um zum Gelingen dieser europapolitischen Seminartage beizutragen. Die Themen der Vorträge waren zum Beispiel die Geschichte der EU und die EU-Charta der Menschenrechte.
Den inhaltlichen Abschluss dieser sehr informativen, aber dennoch kurzweiligen Studienfahrt bildete das Ausstellungszentrum „Experience Europe“ der Europäischen Kommission. Hier hatten wir die Möglichkeit virtuell Fragen an Ursula von der Leyen zu stellen, die EU-Kommission interaktiv mit einer Drohne zu erkunden, geographische Puzzle oder auch Memories mit den europäischen Ländern zu spielen, verschiedene Welten mit Virtueller Realität zu erkunden und noch viel mehr.
Nachdem wir dort alles entdeckt hatten, liefen wir zum Jubelpark, wo wir die restlichen Vorträge hörten. Am Ende ließen wir alles, was wir in den drei Tagen erfahren haben, nochmal Revue passieren und wir alle beantworteten die Frage, wie sich die EU unserer Meinung nach in Zukunft entwickeln und welche Ziele sie anstreben sollte. Das inhaltliche Resümee war absolut klar: In unserer multipolaren, krisen-durchgeschüttelten Welt brauchen wir mehr Europa und nicht weniger, einen einigen, wirtschaftsstarken, souveränen, aus funktionierenden Demokratien bestehenden, wehrhaften Staatenverbund, der den wachsenden globalen Herausforderungen und Bedrohungen standhalten kann. Nach diesem erlebnisreichen Tag ließen die meisten den letzten Abend bei einem leckeren Essen in der Innenstadt ausklingen.
Am letzten Tag war kein Programm geplant außer der Rückfahrt nach Bad Kreuznach. Den Vormittag durften wir also mit dem verbringen, worauf wir Lust hatten. Es wurden Mitbringsel für die Familie besorgt, belgische Waffeln gegessen, das Atomium besucht, noch einmal über den Grand Place geschlendert und lecker gegessen, um gestärkt für die Heimfahrt zu sein. Nachdem wir uns am Hostel getroffen hatten, um das Gepäck zu holen, machten wir uns mit dem Bus auf den Weg zum Bahnhof. Dort erlebten wir noch eine kleine Überraschung, denn der eigentlich gebuchte ICE fiel aus. So kamen wir am Ende zwei Stunden später als geplant, aber dennoch erfüllt und glücklich über das Viele, das wir sehen und erleben konnten, gegen 21 Uhr in Bad Kreuznach an.
Hier der link zum Video:
Wir haben in den vier Tagen nicht nur ein intensives europa- und sicherheitspolitisches Seminar absolviert, dessen Inhalte uns noch lange in Erinnerung bleiben werden, sondern auch mit Brüssel eine pulsierende Weltstadt kennengelernt, die man mit Fug und Recht als die Hauptstadt Europas bezeichnen kann. Für all die Einblicke sowie für die ganze Organisation möchten wir Frau Seibert und Herrn Scherbel herzlich danken, aber auch dem Land Rheinland-Pfalz, das diese Fahrt mit Fördermitteln unterstützt.
Von Emilia Hamburger und Nikolas Hower
Endredaktion und Fotos: Miriam Seibert und Andreas Scherbel